Aufsichtsräte: Komplexität und Verantwortung steigt
veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 03/2025
Rund 90 ehrenamtlich tätige Aufsichtsratsmitglieder erhielten im Februar neueste Informationen zu strategischen Überlegungen, Geschäftsverlauf, Regulatorik, gesetzlichen Auflagen, Haftungsfragen und vielem mehr. Auf den Schulungstagen wurde intensiv über die vielfältigen Themen diskutiert.
Die Aufgaben und Verantwortlichkeiten der Aufsichtsräte in Genossenschaften werden zunehmend komplexer. Deshalb sind Schulungen und der kontinuierliche Informationsaustausch von großer Bedeutung. Das zeigte sich auch am großen Interesse an unseren vier jeweils eintägigen Veranstaltungen im Februar in der Genossenschaftsakademie Weser-Ems in Rastede. Rund 90 Aufsichtsräte unserer Mitgliedsbanken erhielten dort wertvolle und aktuelle Informationen für ihre ehrenamtliche Tätigkeit. Die Themen reichten von der „Verbundstrategie und Geschäftspolitik“ der genossenschaftlichen Finanzgruppe über die „Haftung der Bank für Betrugsfälle im Zahlungsverkehr“ und „Kompetenzen und Vergütung für Aufsichtsräte“ bis hin zum „Digital Operational Resilience Act“ (DORA).
Intensive Diskussionen
Unsere Verbandsdirektoren Johannes Freundlieb und Axel Schwengels erlebten intensive Diskussionen, insbesondere zu den Visionen, der strategischen Ausrichtung und der Zusammenarbeit im genossenschaftlichen Verbund. Prüfungsdienstleiter Stefan Grüterich, Dr. Joosten Juncker, Abteilungsleiter Recht, und Dr. Gerhard Kroon, Bereichsleiter Beratung, Qualifizierung, Training, gaben zudem praxisnahe Einblicke in ihre jeweiligen Fachgebiete.
Ein leistungsstarker Wirtschaftsraum
Verbandsdirektor Johannes Freundlieb betonte die wirtschaftliche Stärke der Region Weser-Ems. Dies spiegele sich auch in den soliden Bilanzen der Volksbanken und Raiffeisenbanken wider, die als verlässliche Finanzpartner die mittelständische Wirtschaft sowie die Bürgerinnen und Bürger der Region begleiteten. Seit Jahren übertreffen die Genossenschaftsbanken in Weser-Ems regelmäßig die bundesweiten Wachstumsziele der genossenschaftlichen Finanzgruppe. Zudem verzeichnen die Volksbanken und Raiffeisenbanken im Verbandsgebiet entgegen dem allgemeinen Trend einen kontinuierlichen Mitgliederzuwachs. Aktuell zählt die Region rund 565.000 Genossenschaftsmitglieder – einige tausend mehr als im Vorjahr.
Junge Kundengruppen im Fokus
Trotz dieser positiven Entwicklungen stehen die Banken vor großen Herausforderungen. Insbesondere die Ansprache junger Kundengruppen sei ein zentrales Zukunftsthema, das in keiner Bankstrategie fehlen dürfe. Nur so ließen sich langfristig neue, qualifizierte Mitarbeitende gewinnen und die wirtschaftliche Basis der Banken nachhaltig sichern. Die Kundinnen und Kunden von morgen müssten bereits heute überzeugt werden. Angesichts des steigenden Wettbewerbsdrucks und des sich wandelnden Nutzerverhaltens sei dies eine anspruchsvolle Aufgabe für die gesamte genossenschaftliche Finanzgruppe. Der Ausbau und die Optimierung digitaler Angebote spiele hierbei eine Schlüsselrolle.
Nachhaltigkeit als strategischer Faktor
Ein weiteres zentrales Thema ist die Nachhaltigkeit. Sie gewinne auch in der Prüfungsarbeit zunehmend an Bedeutung, da die Bankenaufsicht die Bilanzen verstärkt unter Nachhaltigkeitsaspekten bewerte. Ebenso müssten bei der Kreditvergabe an Firmenkunden zunehmend Nachhaltigkeitsrisiken berücksichtigt werden. Allerdings gebe es weltweit auch gegenläufige Entwicklungen. So hat sich beispielsweise die US-Regierung von internationalen Klimazielen distanziert, was politischen Druck auf die Europäische Union ausübe. „Ich bin gespannt, wie sich das Thema Nachhaltigkeit weiterentwickeln wird“, sagte Johannes Freundlieb, betonte aber gleichzeitig, dass es nicht von der Bank-Agenda verschwinden werde.
Ehrenamt mit wachsender Verantwortung
Die zunehmende Komplexität des Bankgeschäfts bringe eine steigende Verantwortung für die Aufsichtsräte mit sich. Umso wertvoller ist es, dass weiterhin viele engagierte und qualifizierte Genossenschaftsmitglieder diese ehrenamtlichen Aufgaben übernehmen und damit eine tragende Säule des genossenschaftlichen Bankwesens bilden.