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Pilotprojekt: Soziale Woche für die Azubis

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 02/2025

Die Volksbank Barßel-Bösel-Friesoythe hat ihren Nachwuchs eine Woche lang in einem Hilfsprojekt für junge Menschen mitarbeiten und Erfahrungen außerhalb des normalen Bankbetriebs sammeln lassen. Das kam gut an – im Haus selbst und auch in der Region.

 © Volksbank eG Barßel-Bösel-Friesoythe
Gemeinsam soziales Engagement stärken (v. l.): Bankvorstand Nikolaus Hüls, Renate Geuter, Vorsitzende des Trägervereins SKM - Sozialdienst katholischer Männer, Bennet Schlarmann, Teresa Emke, Xenia Peters und Milena Poll, alle Volksbank, sowie Annika Schulte, Leiterin der Jugendwerkstatt "Sozialer Briefkasten".

Geld, Kredite, Vermögensanlage oder Wertpapiere – diese Themen spielten für die Auszubildenden und dual Studierenden der Volksbank eG Barßel – Bösel – Friesoythe eine Woche lang eine untergeordnete Rolle. Stattdessen bestimmten Nähen, Backen und Tischlern in der Jugendwerkstatt „Sozialer Briefkasten“ in Friesoythe ihren Arbeitsalltag. Mit dem Pilotprojekt „Soziale Woche – Unser Banken-Nachwuchs packt mit an!“ sollte das regionale und soziale Engagement gestärkt werden, erklärt Marketingmitarbeiterin Silvia Tholen. Der Plan ging auf. Die Rückmeldungen seien im gesamten Haus sehr positiv gewesen. Damit ist klar: Fortsetzung folgt!

Im Oktober des vergangenen Jahres traten die Auszubildenden und dual Studierenden des ersten Ausbildungsjahres Bennet Schlarmann, Teresa Emke, Xenia Peters und Milena Poll ihre „Soziale Woche“ an. Sie konnten in das Schulprojekt „Justus“ der Jugendwerkstatt hineinschnuppern und wertvolle Erfahrungen sammeln. „Die Menschen, die ich kennenlernen durfte, sind vielfältig, individuell und haben viele Talente, die sie erst hier entdecken und ausleben können“, sagt die Auszubildende Teresa Emke. „Jeden Tag warteten neue Aufgaben und Herausforderungen auf uns, die Einblicke in verschiedene soziale und handwerkliche Tätigkeiten boten. Dies war eine gelungene Abwechslung zu unseren Aufgaben in der Volksbank.“

Genossenschaftliche Mission
Für den seit Ende 2024 im Ruhestand befindlichen Bankvorstand Nikolaus Hüls, der das Projekt ins Leben gerufen hatte, ist die „Soziale Woche“ ein wichtiges Zeichen nach innen und außen: „In der heutigen Zeit und in der Arbeitswelt wird es immer bedeutender, sich sozial zu engagieren und damit wichtige Impulse zu setzen. Besonders für unsere Volksbank, die sich für Mitgliedschaft, soziale Projekte, Nachhaltigkeit und die Förderung aller in der Region einsetzt, ist es eine Mission und Herzensangelegenheit.“ So ließ er es sich nicht nehmen, persönlich beim „Sozialen Briefkasten“ vorbeizuschauen und auch den Zitronenkuchen zu kosten, den der Banknachwuchs gebacken hatte.

Die vier Nachwuchsbanker starteten ihre Woche beim „Sozialen Briefkasten“ in der hauseigenen Schneiderei und lernten unter anderem den Umgang mit der Nähmaschine. Dabei erstellten sie Körnerkissen, Deko-Kissen mit Kuhdruck oder auch Handtaschen. In der Schneiderei des „Sozialen Briefkastens“ werden darüber hinaus kaputte Kleidungsstücke geflickt oder geändert sowie eigene Textilprodukte für den sozialen Verkauf hergestellt. „Auch wenn die Arbeit an der Nähmaschine besonders am Anfang wirklich herausfordernd war, ist das Wissen darüber hilfreich für unsere Zukunft“, betont Bennet Schlarmann.

Produkte wurden verkauft
Im Wochenverlauf lernte er auch die Küche kennen, in der für die Jugendlichen frisch gekocht wird und Backwaren hergestellt werden. Nach „anfänglichen Schwierigkeiten“ haben die Volksbanker tatsächlich auch schmackhafte Gerichte gekocht und Kuchen gebacken, berichteten sie schmunzelnd. In der Holzwerkstatt haben sie zudem verschiedene Produkte angefertigt, verziert und bemalt. Diese wurden in der Vorweihnachtszeit am „Tag der offenen Tür“ der Jugendwerkstatt verkauft. Dabei mussten die Volksbanker den Verkauf insgesamt mitvorbereiten. Auch im sozialen Kaufhaus saßen sie an der Kasse, haben Regale bestückt, Lieferungen angenommen und Kundinnen und Kunden beraten.

Neben ihren handwerklichen Fähigkeiten erhielten die Azubis wichtige Einblicke in die Bedeutung der sozialen Arbeit. Das Projekt „Justus“ des „Sozialen Briefkastens“ eröffnet Jugendlichen, die aus verschiedensten Gründen im Schulsystem schlecht oder gar nicht zurechtkommen, eine zweite Chance. Ziel ist es, das Interesse und die Freude am Lernen wiederzuentdecken und zu fördern. „Die Schülerinnen und Schüler sind wirklich richtig motiviert und haben dort in dem kleinen Klassenverbund endlich die Aufmerksamkeit und den Rahmen, um zu zeigen, wie unfassbar viel bislang völlig unentdecktes Potenzial in ihnen steckt.“

Vielfältige menschliche Erfahrungen
Die duale Studentin Milena Poll betonte vor allem „die enge Verzahnung von handwerklicher Tätigkeit und sozialem Engagement“ als besonderes Element des Projekts, das die Sinnhaftigkeit für die Jugendlichen hervorhebt: „Dort erhalten die Kundinnen und Kunden nicht nur materielle Hilfen in Form von Kleidung oder Möbeln, sondern auch echte soziale Unterstützung und persönliche Beratung. Die Arbeit mit den unterschiedlichen Menschen hat mir besonders gefallen.“ Durch die Soziale Woche habe sie nicht nur neue Fähigkeiten erworben, sondern auch einen wertvollen Beitrag zum Gemeinwohl geleistet, sagt die Auszubildende Xenia Peters. „Wer welches Päckchen zu tragen hat, kann man den Menschen nicht ansehen“, sagt Xenia Peters. Diese Erkenntnis und das gesamte Erlebnis seien eine wichtige Erfahrung, die ihre berufliche Laufbahn begleiten werde. Deshalb wird die Volksbank das Projekt für den Nachwuchs im ersten Lehrjahr auch in diesem Jahr fortführen, sagt Silvia Tholen: „Die Vorbereiten laufen.“

Das Projekt „Justus“
Der Soziale Briefkasten in Friesoythe ist seit 1985 eine Anlaufstelle insbesondere für junge Menschen, die Unterstützung benötigen. Die Einrichtung bietet verschiedene Dienstleistungen und Hilfsprojekte für Jugendliche und junge Erwachsene an. Dazu gehört unter anderem die Schulpflichterfüllung. Das Schulprojekt „Justus“ gibt der Bildung eine zweite Chance. Hilft jungen Menschen, die im Schulsystem nicht oder nur schwer zurechtkommen, die Freude am Lernen wiederzuentdecken. Sie bieten schulmüden Jugendlichen damit einen Ausweg, um einen Schulabschluss oder auch eine Ausbildung zu erlangen.  
Dei Volksbank hat das Projekt zusammen mit der VR-Stiftung der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Norddeutschland im vergangenen Jahr mit mehr als 10.000 Euro gefördert.