Spelle gründet erste Bürgergenossenschaft
veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 02/2025
COMMPASS eG soll in der emsländischen Samtgemeinde mit dazu beitragen, dass die Region von der Energiewende profitiert und Vorhaben zum Wohle der Gemeinschaft umsetzt. Auch in der Stadt Papenburg ist die Gründung einer Energiegenossenschaft noch im ersten Quartal dieses Jahres geplant.

Die Energie- und Wärmewende sorgt für einen Gründungsschub bei den Energiegenossenschaften in Weser-Ems.
„Wir haben seit Anfang des vergangenen Jahres eine anhaltend hohe Nachfrage von potenziell Gründungswilligen“, sagt unser Gründungsberater Ulli Mitterer. Derartige Projekte benötigten allerdings immer einen zeitlichen Vorlauf. Für die Samtgemeinde Spelle im Landkreis Emsland konnte er nun aber bereits „Vollzug“ melden. Dort hat sich Mitte Januar die Bürgergenossenschaft COMMPASS e.G. gegründet, die unter anderem Projekte im Bereich der regenerativer Energien plant. Mit der Stadt Papenburg hat zudem eine zweite Kommune die Gründung einer Energiegenossenschaft angekündigt, an der sich Bürgerinnen und Bürger beteiligen können. Dies solle noch im ersten Quartal 2025 erfolgen, gab die Stadt Anfang des Jahres bekannt. „Dort sind wir auf einem guten Weg“, sagt auch Ulli Mitterer, der diese Vorhaben für unseren Genossenschaftsverband Weser-Ems betreut und begleitet.
Akzeptanz vor Ort stärken
Ziel der von den Kommunen beziehungsweise der politischen Entscheidern angetriebenen Gründungen ist es, die Bürgerrinnen und Bürger direkt an der Energie- und Wärmewende zu beteiligten und die Wertschöpfung vor Ort zu stärken. „Damit erhöht sich auch die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Energiewende“, betont Ulli Mitterer, der weiß, dass die Vorbehalte vor Ort gegen den Ausbau regenerativer Energieträger häufig eine entscheidende Bremswirkung erzeugen können. Deshalb gelte es, die Akzeptanz vor Ort zu stärken. Energiegenossenschaften könnten dazu einen wesentlichen Beitrag leisten. Im emsländischen Spelle geht die erste Bürgergenossenschaft mit eben diesem Ziel an den Start, wobei der in der Satzung festgelegte Unternehmenszweck bewusst weiter gefasst worden ist. Bürgerinnen und Bürger können per Antrag Mitglied werden und Anteile ab einem Betrag von 250 Euro zeichnen. Dies kann nach der Prüfung aller Unterlagen und der Eintragung in das Genossenschaftsregister erfolgen.
COMMPASS: Plattform für nachhaltige Entwicklung
COMMPASS sei eine Plattform für alle Interessierten, die „sich für die nachhaltige Entwicklung und Stärkung der Samtgemeinde einsetzen“, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung der Samtgemeinde. Durch gemeinschaftliches Engagement und demokratische Mitbestimmung könnten Projekte und Initiativen, die dem Gemeinwohl dienen, realisiert werden. Dabei plant die Bürgergenossenschaft nach eigenen Aussagen erste konkrete Projekte im Bereich der Energieerzeugung durch Photovoltaikanlagen. Auf der Gründungsversammlung in Spelle erläuterte Ulli Mitterer als Versammlungsleiter vor mehr als 30 Zuhörerinnen und Zuhörern unter anderem die Entstehungsgeschichte und das Vorgehen bis zur Gründung.
Den Anstoß in Spelle gab ein politischer Antrag Ende September 2024. Dieser verwies mit Blick auf die Energiewende auf den Nutzen einer Bürgergenossenschaft als Energieerzeuger. Dabei kommt zum einen der Nachhaltigkeitsaspekt zum Tragen, zum anderen ermögliche die Bürgergenossenschaft langfristig eine autarkere Energieversorgung. Ende November beschloss der Samtgemeinderat, das Projekt anzugehen und mit 50.000 Euro zu unterstützen. Weitere 6.000 Euro gab es vom Land Niedersachsen als Gründungsausschuss.
Genossenschaftlicher Gründungsworkshop
Es folgte ein Gründungsworkshop mit Vertreterinnen und Vertretern aus unterschiedlichen Fachrichtungen wie Recht, Finanzen, Energie, Marketing und anderen. Daraus entstand ein Fahrplan für erste Projekte sowie die Gestaltung der formellen Rahmenbedingungen für die Bürgergenossenschaft. Der Name der Bürgergenossenschaft setzt sich laut der Samtgemeinde aus verschiedenen Teilen zusammen. „COMM“ stehe als Abkürzung für das englische Wort „Community“ - also Gemeinschaft. Diese partizipiert durch den Verbund der Genossenschaft. Somit steht das „PA“ für Partizipation und damit für Teilhabe. Das doppelte „S“ spiegelt die Samtgemeinde Spelle im Namen wider. Zugleich symbolisiere der Wortlaut „COMPASS“ Fortschritt und Navigation.
Papenburg auf der Zielgeraden
In Papenburg ist die Gründung einer Energiegenossenschaft ebenfalls auf der Zielgeraden. Diese ist bereits seit längerer Zeit in der Vorbereitung. Im Herbst hat Ulli Mitterer dort einen entsprechenden Gründungsworkshop durchgeführt, in dem ein Businessplan und eine Satzung entwickelt worden ist. Ein Genossenschaftsanteil soll danach 250 Euro kosten. Der maximale Anlagebetrag soll bei 25.000 Euro gedeckelt werden. Die Stadt Papenburg will sich nach eigenen Aussagen daran als Genossenschaftsmitglied beteiligen und die Gründung unterstützen, diese aber nicht initiieren. Als ein erstes genossenschaftliches Projekt ist laut dem Gründungsteam der Bau einer Photovoltaik-Anlage auf einem Klärwerk mit einer Leistung von 700 Kilowattpeak (kWp) geplant. Zudem seien unter anderem eine große Freiflächen-Photovoltaik-Anlage sowie ein Windpark mögliche Vorhaben.